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Altersabhängige Makuladegeneration (AMD)

Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist eine schwerwiegende Erkrankung des Auges, wobei der zentrale Bereich der Netzhaut geschädigt wird und dies einen schrittweisen Verlust der Sehkraft zur Folge hat. Sie verläuft schmerzfrei und oft werden erste Veränderungen kaum oder gar nicht bemerkt. Eine plötzliche verschwommene, verzerrte oder verbogene Wahrnehmung von Personen oder Gegenständen deutet auf eine AMD hin. Wie der Name es schon sagt, tritt die Erkrankung meist ab dem 65. Lebensjahr auf und ist in den westlichen Industrieländern die häufigste Augenerkrankung, welche bis zur Erblindung führen kann.

Beschreibung und Symptome

Beim Lesen kippen die Buchstaben, der Fensterrahmen erscheint plötzlich wellenförmig und die Umgebung wird verzogen wahrgenommen. Die Ursache für diese Beschwerden liegt im Inneren des Auges, im sogenannten 5 mm kleinen gelben Fleck oder auch Makula genannt. In diesem hochspezialisierten Bereich der Netzhaut sind viele gelbe Farbpigmente wie Lutein und Zeaxanthin eingelagert, welche zum Schutz der Zellen vor schädigenden Lichteinflüssen dienen. Weiterhin charakteristisch ist eine sehr dichte Anordnung der Lichtsinneszellen, weshalb dieser Punkt auch als Ort des schärfsten Sehens und des besten Farbsehens bezeichnet wird. Umrisse und Hell-Dunkel-Kontraste werden von der übrigen Netzhaut wahrgenommen. In der stoffwechselaktiven Makula entstehen fortlaufend Abbauprodukte, die von der darunterliegenden Gewebeschicht, dem sogenannten Pigmentepithel, entsorgt werden. Mit zunehmendem Altem bleiben Rückstände in Form von Fetten und Proteinen zurück, die der Arzt als weißliche oder gelbe Ablagerungen (Drusen) am Augenhintergrund erkennt. Diese Drusen werden in den Netzhautschichten unter der Makula abgelagert, wodurch die Versorgung mit Nährstoffen erschwert und die Zellen schrittweise zerstört werden (Degeneration). Im Frühstadium einer AMD zeigen sich meist keine spürbaren Symptome und die Erkrankung tritt zu Beginn häufig nur an einem Auge auf. Im weiteren Verlauf können aber beide Augen betroffen sein. Eine verschwommene oder verzerrte Sicht in der Mitte des Gesichtsfeldes ist ein erstes wahrnehmbares Symptom. Weiterhin wirken Farben blasser und im Spätstadium wird das zentrale Sehen erheblich schlechter, sodass Details von Gesichtern oder Gegenständen nicht mehr erkannt werden und der Betroffene einen dunklen Fleck sieht. Die AMD ist keine Seltenheit, in Deutschland sind ca. vier Millionen Menschen betroffen und mit zunehmendem Altem kann jeder an ihr erkranken. Verschiedenste Lebensgewohnheiten können die Entstehung einer AMD fördern. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren zählen neben Rauchen und starker UV-Lichteinwirkung, Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte. Daneben begünstigen nicht beeinflussbare Parameter wie ein hohes Alter sowie das Geschlecht (Frauen erkranken häufiger als Männer) und die genetische Veranlagung, eine AMD.

Grundsätzlich wird zwischen zwei Verlaufsformen unterschieden: der trockenen (atrophischen) und der feuchten (neovaskulären) Makuladegeneration. Letztere kann sich aus der trockenen Form entwickeln.

Trockene AMD

Von der trockenen AMD sind etwa 75 % der Patienten betroffen. Sie zeichnet sich durch einen sehr langsamen Verlauf aus und kann sich über mehrere Jahre hinziehen. Es kommt zur Ausbildung von Drusen unter der Netzhaut, wodurch die Lichtsinneszellen geschädigt werden und langsam zugrunde gehen. Ein Austritt von Gewebsflüssigkeit in die umgebende Netzhaut ist dabei nicht zu beobachten, sodass schwerwiegende Sehstörungen nur selten auftreten.

Feuchte AMD

Die feuchte AMD tritt deutlich seltener auf, kann aber sehr schnell voranschreiten und zu schweren Sehstörungen führen. Bei ungefähr 10 bis 15 % der Patienten entwickelt sich aus der trockenen AMD eine feuchte Form. Als Reaktion auf die Drusen werden neue Blutgefäße unter der Netzhaut gebildet, um die Nährstoffversorgung wiederherzustellen. Aus diesen krankhaften Gefäßen kommt es im weiteren Verlauf zum Austritt von Blut und Flüssigkeit im Bereich der Makula, wodurch die Netzhaut anschwillt und die Sehschärfe erheblich gemindert wird. Mit dem Fortschritt der feuchten AMD vernarbt die Netzhaut in diesem Bereich, sodass die Nah-und Weitsicht sehr stark eingeschränkt wird.
Die frisch aufgetretene feuchte AMD ist ein Notfall und der Patient sollte bei den im folgenden aufgeführten Symptomen einen Arzt aufsuchen. Generell kann die Ausprägung der Beschwerden sehr unterschiedlich sein und nur der Arzt kann eine gesicherte Diagnose stellen.

Test und Diagnose

Ab dem 60. Lebensjahr sollte jeder seine Augen bezüglich einer AMD jährlich beim Augenarzt kontrollieren lassen. Wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen (AMD in der Familie oder Kurzsichtigkeit) ist eine Untersuchung bereits ab dem 50. Lebensjahr sinnvoll.
Zur Kontrolle der Sehkraft stehen verschiedene Selbsttests zur Verfügung, wodurch eine Verschlechterung der Sehleistung frühestmöglich festgestellt werden kann. Wichtig ist, dass nur eine rechtzeitige Behandlung durch den Augenarzt dazu beitragen kann, einem bleibenden Sehverlust entgegen zu wirken.

Selbsttests:

Um den Übergang einer trockenen zur feuchten AMD rechtzeitig zu erkennen, ist eine regelmäßige augenärztliche Untersuchung zwingend notwendig. Welche Behandlung im Einzelfall in Frage kommt und über welchen Zeitraum die Therapie erfolgt, legt der Arzt nach gründlicher Diagnose mittels unterschiedlicher Tests fest.

Untersuchungen beim Augenarzt:

Ergänzende Diagnoseverfahren:

Therapien und Medikamente

Eine komplette Heilung der AMD ist heute leider noch nicht möglich. Oberstes Ziel ist daher der Erhalt und die Verbesserung der Sehfähigkeit, wobei verschiedene therapeutische Verfahren zur Verfügung stehen.

Therapie trockene AMD

Für die trockene AMD gibt es bisher keine wirksame Therapie, jedoch wird intensiv geforscht, um das Absterben der Sinneszellen zu verhindern.
Die beste Behandlung besteht bislang in vorbeugenden Maßnahmen. Dabei ist eine ausgewogene Ernährung die Basis, welche das Auftreten einer AMD verzögern kann. Besonders wichtig ist die tägliche empfohlene Flüssigkeitszufuhr von 1,5 L. Weiterhin sollten folgende Risikofaktoren ausgeschalten werden:

  • UV-Licht meiden (Sonnenbrille!)
  • Blutdruck kontrollieren

Abhängig vom Verlauf der Erkrankung, kann in bestimmten Stadien die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (Zink, Vitamin C und E, β-Carotin, Lutein) den Fortschritt verlangsamen.

Therapie feuchte AMD

Die feuchte AMD kann mittlerweile sehr erfolgreich durch etablierte Behandlungsformen therapiert werden, welche den Verlauf und die Auswirkungen der Krankheit lindern können. Die modernste Therapie erfolgt über die Hemmung des Botenstoffes VEGF (vascular endothelial growth factor), welcher in der Wissenschaft als wichtigster Auslöser des krankhaften Gefäßwachstums beschrieben wird. Die sogenannten VEGF-Hemmer werden direkt in den Augapfel gespritzt (intravitreale operative Medikamenteneingabe-IVOM) und hemmen die krankhafte Gefäßneubildung in der Makula. Weiterhin bewirken die Medikamente, dass sich bereits gebildete Ablagerungen teilweise zurückbilden. Der Sehverlust kann so aufgehalten oder sogar umkehrt werden.

Neben der IVOM-Behandlung besteht die Möglichkeit mittels Laserstrahlen krankhafte Gefäße zu veröden. Diese Methode kann jedoch nur eingesetzt werden, wenn sich die Gefäßneubildungen nicht direkt in der Makula befinden, da auch gesundes Gewebe zerstört wird. Daneben ist es in Ausnahmefällen möglich eine photodynamische Therapie (PDT) anzuwenden. Dabei spritzt der Arzt vor dem Laserverfahren einen lichtempfindlichen Farbstoff in die Armvene, welcher poröse Gefäße sichtbar macht und so eine gezielte Zerstörung ermöglicht.
Wenn durch die operative Medikamenteneingabe kein Erfolg zu verzeichnen ist, finden in Spezialkliniken chirurgische Verfahren Anwendung. Dabei wird die Gefäßneubildung entfernt und versucht die Funktion der Makula wiederherzustellen. Häufig verbessert sich das Sehen nicht, weil die Pigmentzellen unter der Netzhaut geschädigt werden. Bei ausgedehnten Blutungen unter der Netzhaut oder in den Glaskörper kann eine Operation jedoch sinnvoll sein.

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